Dass es so etwas noch gibt! In Schönwalde-Glien findet einmal im Jahr das VROOM!!-Seifenkistenrennen statt. Für dieses Vorhaben kommt stets nur eine einzige Straße in Frage. Im Germanenweg ragt der Bäckerberg ganze elf Meter über das umliegende Terrain heraus. Dank einer eigens gebauten Rampe, die noch einmal für 2,40 Meter zusätzliche Höhe sorgt, entsteht nur hier ausreichend Gefälle, …
… um die Seifenkisten auf der schnurgeraden Strecke bis zum 290 Meter weit entfernten Ziel auf bis zu 44 Stundenkilometer Tempo zu bringen. Schließlich kommen die selbstgebauten Seifenkisten komplett ohne Antrieb aus, was sie neben den Fahrrädern zu den umweltfreundlichsten Gefährten werden lässt, die auf einer Straße unterwegs sein können. Einzig und allein eine Lenkung und Bremsen dürfen in den Kisten verbaut sein.
Das VROOM!!-Seifenkistenrennen feierte in diesem Jahr das 10-jährige Jubiläum. Und fast hätte es nicht stattfinden können. Bernd Mahnke, der bislang alle Rennen hauptverantwortlich mit organisiert hatte, stand plötzlich nicht mehr zur Verfügung. Bodo Oehme, Bürgermeister von Schönwalde-Glien: „Bernd Mahnke wollte nicht mehr. Aber dafür die anderen aus dem Verein. Und wir von der Gemeinde natürlich auch. Überall wird doch immer nur erzählt: Lass uns einmal etwas für die Kinder machen. Wir machen das. So ein Seifenkistenrennen ist ein Abenteuer jenseits von Computer, Konsolen und Smartphones, das vergessen die Kinder nie wieder. Als Schirmherr habe ich dafür gesorgt, dass die Rennstrecke in Ordnung gehalten wird, dass die Straßensperrung bezahlt wird und dass wir eine Ausnahmegenehmigung wegen der Lärmbelästigung bekommen.“
Lars Spengeler aus dem VROOM Team Havelland e.V. hat kurzfristig die Verantwortung für das Seifenkistenrennen übernommen. Er hat auch die neun Rennen davor bereits begleitet und kennt sich aus: „Wir haben aus dem Event eine reine Fun-Veranstaltung gemacht und dem Leistungsgedanken abgeschworen. Das bedeutet, dass sich unsere Fahrer mit ihren Zeiten nicht mehr für weitere Rennen im Land qualifizieren können. Trotzdem hatten wir noch immer 30 Anmeldungen. Wir sind zufrieden mit der Resonanz.“
Bei nieseligem Wetter ging es in diesem Jahr am 23. Juni los. Zahlreiche Helfer aus den verschiedensten Schönwalder Vereinen hatten einmal mehr die Strecke markiert, die Rampe aufgebaut, die Listen organisiert und für alle Beteiligten auch noch Buletten gebrutzelt und Melonen aufgeschnitten. Der Förderverein „Freunde der Grundschule Schönwalde“ hatte ein riesiges Kuchenbuffet aufgebaut. Die Fleischerei Gädecke aus Falkensee legte Steaks und Würstchen auf den Grill. Und es gab Softeis, Kinderschminken und eine Hüpfburg.
Im Ziel hatte Streckensprecher Olav Warmbier seine Technik aufgebaut: „Allein für die Lautsprecherboxen haben wir bestimmt 450 Meter Kabel verlegt. Dazu kommen noch einmal 800 Meter Kabel für die Monitore und die Zeitmessung. Die Technik habe ich mir nach und nach selbst zugelegt, die ist mit dem Seifenkistenevent gewachsen.“
Alle 30 Fahrer durften die Strecke bei einem Testlauf ausprobieren, bevor es dann in vier Wertungsläufen ernst wurde mit den gemessenen Zeiten. Gleich im Testlauf kam es zu einem spektakulären Unfall mit der Feuerstein-Kiste – hier hatte die Lenkung versagt und die Seifenkiste krachte in die Bande. Zum Glück gab es keine Verletzten – die Übungsläufe konnten umgehend wieder aufgenommen werden.
Zwischen den einzelnen Läufen hatten sich die Verantwortlichen etwas Neues einfallen lassen: Sie baten die verschiedenen Sponsoren ans Mikrofon und boten ihnen so die Gelegenheit, sich den Zuschauern einmal vorzustellen. In den Pausen traten auch die Cheerleader von der Gruppe „Vipers“ auf. Schmerzlich vermisst wurden allerdings die „Grid Girls“, die ansonsten immer Fahnen schwenkend auf das Rennen eingestimmt hatten.
Nach den vier Zeitläufen standen die Gewinner schnell fest. In der Junior-Klasse (7-12 Jahre), in der 17 Seifenkisten antraten, holte sich Leonardo Einenkel den Sieg. In der Senior-Klasse (ab 11 Jahre) gewann Sean Hoffmann. Er war aber auch der einzige Teilnehmer.
Ein ganz neues Reglement gab es in der Funklasse. In dieser Klasse treten die Motto-Seifenkisten an, die sich rein optisch vom vorgeschriebenen Reglement verabschieden und den Zuschauern stattdessen etwas zum Anschauen bieten. Lars Spengeler: „Früher hat eine Jury die schönste Fun-Kiste gekürt. In diesem Jahr haben wir stattdessen die Zuschauer abstimmen lassen. Wertungszettel standen an der Rampe und unten im Ziel bereit. Sie wurden von den Zuschauern ausgefüllt und in eine Wertungsbox geworfen. Am Ende kamen so über 250 Wertungszettel zusammen.“
12 Fun-Karts gingen in diesem Jahr an den Start. Am Ende gewann ein flammendrotes Feuerwehrauto.
Gewinner der Fun-Klasse
1. Feuerwehr
2. Fred Feuerstein
3. Hot Wheels
4. Drachenboot
Ingo Nenn von der Falkenseer Firma EMA-Immobilien, die im vergangenen Jahr noch ein großes selbstgebautes Haus auf die Piste geschickt hatte: „In diesem Jahr wussten wir nicht so recht, ob das 10. Rennen nun stattfindet oder nicht. Da wurde uns die Zeit etwas zu knapp, um ein neues Fun-Mobil zu bauen. Im nächsten Jahr sind wir ganz bestimmt wieder mit dabei.“
Thomas Kresse vom VROOM Team Havelland e.V.: „Wir haben kurz vor knapp noch eine neue Seifenkiste mit einer durchsichtigen Acryl-Umrandung gebaut – die Skelettkiste. Wir wollten den Zuschauern einmal zeigen, wie es in einer Seifenkiste aussieht, wie der Fahrer in ihr hockt und wie Bremse und Lenkung verbaut sind.“ (Fotos / Text: CS)
Dieser Artikel wurde in „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 149 (8/2018) veröffentlicht.
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