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Channel: Sport & Freizeit Archive - Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Dr. André Steiner aus Falkensee gewann bei Olympia Gold: Goldjunge im Rudern

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olympiaDas ist doch einmal ein Hühne von einem Kerl, immer fröhlich, stets locker und bodenständig. Einige Mal haben wir ihn bei einer Küchenparty im Hexenhaus getroffen. Und immer viel Spaß am gemeinsamen, großen Tisch gehabt. Was machst du denn beruflich? „Zahnarzt“ – Und sonst so? – „Früher war ich mal Leistungssportler.“

Der Name bleibt hängen – Dr. André Steiner. Das muss natürlich gegoogelt werden. Die Wikipedia schreibt: „André Steiner (* 8. Februar 1970 in Gera) ist ein ehemaliger deutscher Ruderer, der 1996 Olympiasieger wurde.“

Aha. Da hat also jemand sein Licht ein „klein wenig“ unter den Scheffel gestellt. Ein weiteres Treffen steht an – im Vis-à-Vis in Schönwalde. Dieses Mal hat der Ex-Ruderer seine Goldmedaillie von Atlanta zum Gespräch mitgemacht. Sie ist größer als gedacht, sehr schwer und sie besteht aus Silber, das mit Gold überzogen wurde.

Dr. André Steiner, heute 44 Jahre alt, ist in Protzen bei Neuruppin aufgewachsen. Schnell wurde in der DDR sein Talent beim Rudern entdeckt. Er wechselte nach Potsdam in die Sportschule, die gleichzeitig ein Internat war. Steiner: „In der Schule hab ich wie verrückt trainiert. So viel, dass ich für das Abitur ein Jahr länger gebraucht habe als die anderen. Im letzten Jahr war ich praktisch alleine in der Schule. Das fand ich aber genial.“

Mit 14 Jahren von zu Hause weg, mit 17 das erste Mal im kapitalistischen Ausland. Steiner ging es immer gut: „Im Rudern gibt es den Einer, den Doppelzweier und den Doppelvierer. Im Training gingen alle im Einer an den Start. Der Allerbeste durfte dann auch bei den Wettbewerben im Einer antreten. Die anderen wurden auf die Zweier und Vierer verteilt. Aus diesem Grund gab es so viele Trainingslager für uns Ruderer – im Leistungszentrum Berlin. Die besten Sportler aus den verschiedenen Orten mussten ja lernen, zusammen in ein Boot zu steigen und als Team zu funktionieren. Im Trainingslager war natürlich jeden Tag Rudern angesagt – meist 60 Kilometer am Tag und nicht selten 25 Kilometer am Stück.“ Rudern ist in Deutschland ein sehr beliebter Sport. Es gibt extrem viele Vereine in den Städten. Viele von ihnen haben eine lange Tradition, es gibt sie bereits seit vielen Jahrzehnten. Insofern ist die Konkurrenz um die wenigen Plätze im Spitzensport groß. Nach der Schule ging André Steiner für den Berliner Ruderclub am Kleinen Wannsee an den Start: „Das war ein reiner Männerverein.“

Das viele Trainieren hat natürlich seinen Preis gefordert: „Einen Bandscheibenvorfall hatte ich. Und zwei Knie-Operationen. Aber das habe ich gut überstanden. Es tut mir heute nichts mehr weh.“

Der Lohn der vielen Schinderei am Ruder: 1996 ging es nach Atlanta – zur Olympiade. Steiner gewann Gold in der Strecke auf 2000 Meter im Doppelvierer. Das war sicherlich der Höhepunkt seiner sportlichen Karriere: „Schade war nur, dass die Bombenanschläge in Atlanta dafür gesorgt haben, dass alle Sportler schnell wieder abgereist sind. Da fehlte die tolle Stimmung im Olympischen Dorf, die sonst beim Aufeinandertreffen so vieler Sportler aus vielen Disziplinen und Ländern immer entsteht.“

Den Absprung aus dem Ruderboot hat Dr. André Steiner geschafft. Er hat bereits im Herbst 93 damit begonnen, Zahnmedizin zu studieren. So konnte sich der Olympia-Sieger nach 13 Jahren Intensiv-Training ein eigenes Standbein neben dem Sport aufbauen und Geld in der eigenen Praxis verdienen. Steiner: „Heute rudere ich nur noch selten, etwa wenn Freunde mich einladen. Rudern ist aber wie Fahrradfahren, das verlernt man nicht.“

Die Suche nach der nächsten Herausforderung, die bleibt allerdings. Wenn alles nach Plan verläuft, dann möchte André Steiner im nächsten Jahr für ein paar Monate auf die Seychellen gehen, um hier für den Zahnärzte Dritte Welt e.V. mittellose Patienten vor Ort zu betreuen. (Text/Foto: CS)


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