So viele tolle lokale Events für junge Leute mussten dieses Jahr schon wieder wegen der Corona-Seuche abgesagt werden. Erwischt hat es so etwa das Pappboot- und das Seifenkistenrennen in Schönwalde-Glien. Auch die Pappkartonstadt auf dem Falkenseer Stadtfest durfte nicht aufgebaut werden. Dafür haben die Johanniter ihr jährlich wiederkehrendes Event „Nauen auf Roll’n“ durchziehen können. Die sechste Neuauflage war ein voller Erfolg.
Hinter dem Burger-Restaurant „Big’s Diner“ in der Robert-Bosch-Straße in Nauen ist der „Skate- und BMX-Park Nauen“ zu finden. Hier gibt es einen betonierten BMX-Parcours mit vielen professionellen Rampen, die spektakuläre Sprünge erlauben.
Genau diese Sprünge durfte das Publikum am 28. August bestaunen. Da lud der Regionalverband Brandenburg-Nordwest der Johanniter-Unfall-Hilfe, der das Areal auch das gesamte Jahr über betreut, erneut zur Veranstaltung „Nauen auf Roll’n“ ein. Über 150 Besucher verspürten Lust, bei durchwachsenem Wetter in den Park zu kommen, um den Kindern und Jugendlichen bei ebenso ansehnlichen wie auch knochengefährdenden Sprüngen zuzuschauen. Von 12 bis 18 Uhr zeigten die Scooter-Fahrer, die BMX-Akrobaten und die Skateboard-Beherrscher ihre besten Tricks. Ein sich anschließendes Musikevent mit dem Titel „Sternentänzer Open Air“ mit Thomas Lizzara, Kollektiv Klanggut, Guido Penno und Philipp Wolter musste leider abgesagt werden.
Lisa Gentz von den Johannitern und Leiterin des Jugendclubs Nauen: „Wer beim jährlichen Stadtevent mitfahren wollte, hatte sich vorab per WhatsApp, Anruf oder per Mail bei mir anmelden müssen.“
Die BMX-Fahrten waren einmal mehr das Highlight der verschiedenen Wettbewerbe vor Ort. Marvin Kopka aus Elstal fuhr bei den BMX-„Profis“ mit, moderierte aber auch die BMX-Fahrten am Mikrofon: „Es haben nicht nur junge Leute aus Nauen, Dallgow-Döberitz und Falkensee mitgemacht. Viele sind sogar extra aus Berlin oder Hamburg angereist. Ein Skater kam extra aus Halle an der Saale zu uns.“
Manuel Meger, Bürgermeister von Nauen, schaute sich das Spektakel mit der ganzen Familie an: „Wir können stolz darauf sein, dass wir das Event jetzt schon seit sechs Jahren in Folge umsetzen können. Wir möchten gern noch mehr für die Jugendlichen möglich machen. Im Bürgeretat ist bereits Geld zurückgelegt worden, um vor Ort auch noch eine kleine Rampe für absolute Anfänger aufzustellen. Mir selbst macht das Event immer viel Freude. Wenn man sich das ansieht, kann man schon feststellen: Diese Sprünge sind eine ganz schöne Herausforderung. Ich würde mir das nicht zutrauen.“
Bar Fucker, Tire Grip, Head Bump
Beim BMX-Contest der Amateure konnte man als Zuschauer sogar völlig neue Fachbegriffe lernen. Die meist noch minderjährigen Fahrer hatten auf ihren minimalistischen und zugleich äußerst robust gebauten Rädern in zwei Durchgängen („Runs“ genannt) nur jeweils 60 Sekunden Zeit, um ihre besten Tricks zu zeigen.
Marvin Kopka kannte das Vokabular der BMX-Fahrer aus dem Effeff und kommentierte und bewertete jeden Versuch, einen neuen Kniff zu zeigen, sofort mit dem richtigen Fachbegriff. Die meisten Kniffe wurden dabei im Fliegen gezeigt, nachdem die Fahrer eine Rampe emporgesaust sind und im freien Flug zwei, drei Sekunden Zeit hatten, um der Schwerkraft zu trotzen und etwas wirklich Spektakuläres zu zeigen.
Beim Bar Fucker musste der BMX-Fahrer während des Sprungs mit seinem wertvollsten Körperteil den Lenker berühren. Beim Tire-Grap ging die Hand im Flug zum Vorderrad. Und beim Head Bong musste man mit der Stirn das freischwingende Vorderrad berühren. Marvin Kopka: „60 Sekunden auf dem Rad können mega anstrengend sein. Da braucht man schon mal ein Sauerstoffzelt danach.“
Zur Körperkraft kommt auch noch die akrobatische Leistung. Etwa wenn man beim Tailwhip den ganzen Rahmen des Rades im Flug um die eigene Achse dreht. Etwas einfacher ist da schon der Barspin, bei dem nur der Lenker eine ganze Drehung absolvieren muss.
Zu den Zuschauern gehörte in diesem Jahr auch Wolfgang Gall, Beigeordneter vom Landkreis Havelland und hier auch zuständig für das Referat Kinder- und Jugendförderung: „Die Kinder und Jugendlichen zeigten hier in Nauen ihr ganz eigenes Ding – und das mit einer spektakulären Akrobatik, die absolut sehenswert war. Alle hatten viel Spaß – und die Johanniter haben wieder tolle Arbeit geleistet.“
In der Profi-Klasse (90 + 60 Sekunden) durften am Ende die erfahrenen BMX-Sportler ran. Hier konnte man auch mal einen akrobatisch herausfordernden Backflip Rückwärtssalto sehen. Oder einen Flair, was ein 180-Grad-Backflip an der Rampe ist. Und bei einem Candybar bringen die Fahrer einen Fuß vorne über den Lenker.
Marvin Kopka: „Bei ‚Nauen auf Roll’n‘ gibt es eine Helmpflicht. Viele Fahrer hatten aber auch noch einen zusätzlichen Knie- oder Knöchelschoner umgeschnallt. Man geht aber trotzdem mit tausend blauen Flecken nach Hause. Das ist so, da stehen wir drüber. Ich habe mir in diesem Jahr schon den Miniskus abgerissen und musste operiert werden. Und ein Schädel-Hirn-Trauma hatte ich trotz Helm auch schon. Ich fahre BMX seit zehn Jahren, noch geht’s.“
Die Jury bewertete bei den Durchgängen die Nutzung möglichst aller Rampen, die Trickvielfalt, den Schwierigkeitsgrad, den Style (Sauberkeit der Tricks) und ganz besonders den allerletzten Trick.
Auf die besten Fahrer wartete ein Preisgeld – auf Platz 1 immerhin hundert Euro für den Gewinner. 4Bro hatte außerdem für alle Fahrer und Besucher Getränke gesponsert. Wie auch im letzten Jahr gab es flankierend zu den Tricks auf den Rampen auch wieder ein Graffiti-Battle an der frisch erweiterten Graffiti-Wand. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 186 (9/2021).
Der Beitrag Scooter, BMX-Räder & Skateboards: Riskanter Wettbewerb bei Nauen auf Roll’n 2021! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).